19.03.2014

Ein nahrhafter Boden ist Voraussetzung für prosperierende Pflanzen

Wie Kompost und Tonminerale aus trockenem Sandboden fruchtbaren Humus machen

Michael Breckwoldt

Die braunen Bodenkrümel sind keine leblose Materie, sondern der fruchtbare Grund allen Pflanzenwachstums. Im Mutterboden tummeln sich Myriaden kleiner Lebewesen. Sie sorgen dafür, dass sich die mineralischen Erdpartikel mit schwarzem Humus mischen, dem Stoff, der Boden zu Mutterboden werden lässt. In dessen obersten Schichten machen sich Bakterien, Pilzen, Asseln, Springschwänze und Regenwürmer über abgestorbene Blätter und andere organische Abfälle her. So entsteht der Humus. Er macht die Böden locker und luftig und sorgt dafür, dass Feuchtigkeit sowie Nährstoffe gespeichert werden und den Pflanzen zur Verfügung stehen. Deshalb versorgen Gärtner den Boden mit viel organischer Substanz, am besten in Form von Kompost. Ein Komposthaufen ist wie ein großer Brutofen, in dem Kubikmeter von Laub, Rasenschnitt, Holzhäcksel und organische Küchenabfälle zu Humus verwandelt werden.

Im besten Fall bildet der Boden eine lockere Krümelstruktur. Neben Humus spielen dafür auch Tonminerale eine entscheidende Rolle. Beide verbinden sich zu stabilen Ton-Humus-Komplexen. Für die fruchtbarsten Böden weltweit stellen sie die entscheidende Grundlage dar. Meist sind Tonminerale von Natur aus vorhanden. In Sandböden allerdings fehlen sie völlig. Daher gelten sie als arm und unfruchtbar. Man tut also gut daran, Tonminerale hinzuzufügen, so wie es Familie Winkler in ihrem Garten zwischen Oldenburg und Bremen gemacht hat. Trockene Tonminerale sind staubfein. Unter einem starken Mikroskop sieht man allerdings, dass sie eine Struktur aus vielen Hohlräumen und Knotenpunkten bilden. Anderen Molekülen bieten sie daher reichlich Platz zum Andocken. So saugen sie Wasser in großen Mengen auf, werden dann weich und klebrig und verleihen Ton seine Formbarkeit. Diese Fähigkeit, sich gut mit anderen Stoffen zu verbinden, führt letztlich auch zu den Ton-Humus-Komplexen.

Haus und Hof der Winklers liegen leicht erhöht auf der Kuppe einer Endmoräne. Dort kann der Wind ganz ordentlich blasen. Als Schutz pflanzten sie mehr als 400 Meter Buchenhecke, in geraden Linien und rechten Winkeln wie am Maurerlot gezogen. Vorher jedoch, damit in dem armen Sandboden überhaupt etwas wuchs, wurden mindestens 100 Sack von dem Tonmineral Bentonit und etliche Fuhren Pferdemist eingearbeitet. Darüber hinaus wird alles Schnittgut von den Hecken geschreddert, kompostiert und dem Boden wieder zurückgeführt, um so seine Fruchtbarkeit zu erhalten.

Vor der Südfassade des Stroh gedeckten Fachwerkhauses sind die Beete von niedrigen akkurat geschnitten Buchshecken eingefasst, wie es sich für einen klassischen Bauerngarten gehört. Alles andere wäre zum Stil des Hauses für die Eigentümer kaum denkbar gewesen. Verschiedene Hochstammrosen versprühen Duft und Farbe. Die Stämmchen haben den Vorteil, dass sich darunter eine Flut von Stauden breit machen kann. Üppig gedeihen Katzenminze und Ziersalbei. Sie stimmen einen blau-violetten Grundton an, der die Farbintensität der Rosen noch steigert. Dazwischen wiegen sich Rittersporne auf langen Stielen - ein wahres Wunder, was alles aus diesem Boden sprießt, den man vor Ort abfällig „Karnickelsand" schimpft.

Neben einer spannungsreichen Raumaufteilung beeindrucken die übrigen Teile des Gartens auch durch ein gutes Mikroklima und eine abwechslungsreiche Bepflanzung. Unter einem Heckenbogen hindurch gelangt man in das „Iriskabinett". Edelrauten mit grauem Laub, Königskerzen, Lavendel, Lichtnelken und Gräser untermalen die blühenden Iris und lassen das Bild einer Frühlingslandschaft in der Toskana entstehen. Am Scheitelpunkt des Wegs plätschert ein kleiner Brunnen, der den Weg in den „Weißen Garten" hinein eröffnet. Inspiriert von einer Englandreise und dem Besuch in Sissinghurst Castle beherbergt dieser Teil ausschließlich weiß blühende Pflanzen. In der Mitte erhebt sich wie junger Baumschössling eine Metallskulptur, entworfen von der Tochter des Hauses, der Bildhauerin Insa Winkler. Ein pavillonartiges Gewächshaus gehört zu den Lieblingsplätzen der Familie. Anstandslos werden schwere Tabletts beladen mit Kuchen, Geschirr und Teekanne von der rund 50 Meter entfernten Küche in diesen entlegenen Winkel des Gartens geschleppt. Hier fühlt man sich mitten in der Natur. Der Blick weidet sich rundum an prachtvollen Blumenbeeten, die von hohen Heckenwänden bestens in Szene gesetzt werden.

Übrigens: Tonminerale werden im Handel in Pulverform unter dem Namen Bentonit verkauft. In den Gartenboden werden etwa 200 Gramm pro 10 Quadratmeter eingearbeitet. Das Pulver bindet auch Gerüche. Daher streut man es ebenfalls über den Kompost oder in Ställen auf den Dung der Tiere.