23.05.2014

Junge Pflanzen dürfen nach dem Umtopfen etwas Durst leiden

Wasserzufuhr nach dem Umtopfen: Nicht zu viel, nicht zu wenig!

Michael Breckwoldt

Die Gestaltung eines Balkons wird immer mehr zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Machen Sie daher die Auswahl der Sommerblumen zu einer lustvollen Einkaufstour. Denn das Geschäft mit den blühenden Beautys funktioniert mittlerweile ähnlich wie der Modemarkt: Jedes Jahr kommen reizvolle neue Blumenarten und Sorten in ungewöhnlichen Farben hinzu. Sie können also ihren Balkon nach Herzenslust mit Gewächsen in den aktuellen Modefarben ausstaffieren. Früher wurden gerne drei verschiedene Farben kombiniert, etwa Rot, Weiß und Blau. Heute hingegen spielen Blütenfarben eine Rolle, die man vorzugsweise Ton-in-Ton zusammenstellt, etwa Lachsrosa, Gelb und Champagnerfarben. Überhaupt sind Gelbttöne im Kommen und die Lust an Violett hält noch an.

Auch in der Art der Bepflanzung sind die Möglichkeiten vielfältiger geworden. Neuerdings verwendet man neben Blumen auch Gräser und Stauden, die einen ganz eigenen Charakter einbringen und den Pflegeaufwand reduzieren. Ein völlig neues Feld eröffnen Gemüsesetzlinge, die immer mehr Raum bei der Balkongestaltung einnehmen. Sie werden häufig in kleinen Hochbeeten herangezogen, die den Balkon wie einen Bauerngarten erscheinen lassen.

Ob nun Sommerblumen, Stauden oder Gemüsesetzlinge - die meisten Pflanzen, die man jetzt einkauft, stecken in beängstigend kleinen Töpfen. Ihre Wurzeln sind also von extrem engen Miedern aus schwarzem PVC umschlossen. Das ist platzsparend. Denn die Saisonware wird in großen Gewächshäusern herangezogen und dort gilt die Maxime: Platz ist Geld. Hat man die Gewächse aus der Gärtnerei nach Hause gebracht, sollte man diese baldmöglichst aus diesem Korsett befreien. Häufig zeigt ein dichter Wurzelfilz, dass dies längst überfällig war. Frische Erde steht bereit ebenso wie schöne große Töpfe oder Balkonkästen. Die grünen Errungenschaften werden nun also umgebettet. Sie sollen es gut an ihrem neuen Standort haben und schnell zu ansehnlichen Exemplaren heranwachsen. Daher wird auch kräftig gewässert und auch in den kommenden Tagen mit Wasser nicht gespart. Auf diese Weise, so die Hoffnung, wird der eigene Balkon alsbald zur üppigen Oase.

Doch die Erwartung bleibt häufig unerfüllt. Denn zu viel Fürsorge ist nicht immer angebracht. Nach dem Topfen müssen die Pflanzen einmal ordentlich gegossen werden. So weit ist es richtig. Doch dann heißt es, sich mit dem Gießen zurückzuhalten. Der Grund ist einfach. Etwas Mangel stimuliert das Wachstum der Pflanzen zunächst am wirkungsvollsten, vor allem das der Wurzeln. Wird die Erde um den Ballen herum allmählich trocken, beginnen die Wurzelspitzen sich zu regen. Sie reagieren auf einen Impuls: Hoppla, da ist keine Feuchtigkeit mehr, also machen wir uns mal besser auf die Suche nach Wasser. Wurzelhärchen beginnen, in alle Richtungen zu sprießen und durchdringen in null Komma nichts die frische Erde. Bei der Gelegenheit saugen sie auch den Dünger auf, der in der Blumenerde vorhanden ist. Die Pflanzen brauchen diesen Wachstumsimpuls. Das Signal geht von den Wurzeln aus. Sie stimulieren die gesamt Pflanze, so dass sich schließlich auch die oberirdischen Triebe in die Länge strecken.

Päppelt man frisch getopfte Pflanzen jedoch übermäßig mit Wasser, schalten sie auf bequem. Warum sollte sich ein Würzelchen krümmen, wenn das feuchte Nass von oben reichlich rieselt? Manchmal regt sich dort unten wochenlang nichts und wir wundert uns, warum die Pflanzen nicht richtig weiter wachsen. Zieht man diese probeweise wieder aus den Gefäßen heraus, sieht man, dass sich noch keine neuen Wurzeln gebildet haben. In den Glashäusern der Gärtner wurden die Pflanzen zuvor unter optimalen Bedingungen verwöhnt. Dazu gehört auch eine regelmäßige Versorgung mit Flüssigdüngern. Von diesem Zustand des All inclusiv muss das Grünzeug entwöhnt werden, um sich den neuen Verhältnisse anzupassen. Es soll nun auf eigenen „Füssen" stehen, Wind und Wetter trotzen und sich robust entwickeln.

Daher also: In den ersten vier Wochen nach dem Topfen sollen die Pflanzen nur mäßig gegossen werden. Sie dürfen etwas Durst leiden, aber natürlich nicht verdursten. Dann sollten sie die neue Umgebung mit Wurzeln durchdrungen haben. Schließlich wird in ganz normalen Intervallen gewässert, immer dann, wenn die Erde oberflächlich trocken ist. Da die Düngervorräte der meisten Blumenerden nach etwa vier Wochen aufgebraucht sind, reichert man das Gießwasser einmal wöchentlich mit Flüssigdünger an.