20.08.2014
Fashionweek für Grünfinger
Die besten Showgärten auf der Chelsea Flower Show 2014
Jedes Jahr im Mai pilgern Scharen Gartenbegeisterter aus aller Welt in den Londoner Stadtteil Chelsea zur berühmten Chelsea Flower Show. Dort zeigen Top-Designer die neuen Gartentrends. Das Spektakel dauert insgesamt fünf Tage. Es ist zugleich Messe und Leistungsschau. Denn neben drei Dutzend durchgestylten Gärten zeigen hunderte von Betrieben das Beste, was sie zu bieten haben. An erster Stelle die Gärtnereien mit ihren speziellen Pflanzensortimenten, die sie in einer großen Halle präsentieren. Um dieses Gebäude herum arrangieren die Anbieter von Möbel und Gartenaccessoires ihre Produkte. Auch Gewächshäuser laden dort zur Besichtigung ein, einige davon im viktorianischen Stil. Sie sind wie ein Wintergarten bewohnbar. Andere, insbesondere kleinere Glashäuser, dienen der Anzucht von Jungpflanzen. Den Höhepunkt stellen jedes Jahr jedoch die großen Showgärten dar und die Frage, wer wird die Goldmedaillen bzw. den Titel „Best Show Garden " abräumen.
Im letzten Jahr gehörten Christopher Bradley-Hole und Robert Myers zu den Favoriten. Christopher Bradley-Hole ist ein alter Hase auf der Chelsea Show - und immer ein heißer Kandidat für den Titelgewinn. Dreimal holte sich der britische Designer diesen schon, dank seines Talents, klar strukturierte Formen mit außergewöhnlichen Pflanzenkombinationen zu bereichern. Dieses Mal schuf er eine grüne Raumskulptur und keinen bewohnbaren Garten (www.youtube.com/watch?v=NIiuxpNq8EU). Inspiriert hatte ihn der berühmte japanische Zen-Garten Ryoan-ji in Kyoto und dessen Idee, Landschaft mithilfe von Kies und Felsen darzustellen. Auf ähnlich abstrakte Weise wollte er die englische Landschaft in Szene setzen. Aus der Vogelperspektive gliedert sich das Land in Flüsse, Wälder und Wiesen, die wie ein Patchwork aussehen. Bradley-Hole legte seiner Gestaltung daher ein Raster geometrischer Flächen zugrunde. Bewirtschafteter Forst und Hecken wurden durch zu Kuben geformte Buchsbäume, Eiben und Weißbuchen symbolisiert. Die ausladenden Kronen von Haselnusssträuchern erschienen dagegen wie urwüchsige Wälder. Dazwischen leuchteten blühende Wiesen und die Wasserspiegel kleiner Flussläufe.
Der Showgarten von Richard Meyers (www.robertmyers-associates.co.uk) bestand ebenfalls aus einem genau kalkulierten Konstrukt geometrischer Formen. Hinter fast jeder verbarg sich die Gestalt des Buchstabens L. Beete, Wege und eine Wasserfläche waren L-förmig miteinander verschränkt. Doch trotz dieses formalen Rasters schuf Meyers einen bewohnbaren Raum, ein Wohnzimmer im Grünen. So fand ein Sitzplatz unter einer ebenfalls L-förmigen Pergola Schutz. Trotz des strengen Konzeptes erlebte man den Garten insgesamt als einen harmonischen Raum, der wunderbar zum Relaxen einlädt. Dazu trug auch das leise Plätschern eines Wasserfalls bei.
Beide Aspiranten gewannen im letzten Jahr zwar eine Goldmedaille, doch den Titel heimste ein Designerteam aus Australien ein, das die Vision einer naturhaften Standlandschaft (https://www.rhs.org.uk/shows-events/rhs-chelsea-flower-show/exhibitors/archive/gardens/2013-Gardens/trailfinders-australian-garden-presented-by-flemin) in der britischen Metropole entstehen ließ.
Dieses Jahr lieferten sich der Brite Clive West und der Italiener Luciano Giubbilei ein Kopf-an-Kopf-Rennen - nicht zum ersten Mal. Vor zwei Jahren konnte der Brite, der in seinen Entwürfen gerne traditionelle Elemente verarbeitet, den Zweikampf für sich entscheiden. In seinem diesjährigen Entwurf ließ er sich von den alten Paradiesgärten der Perser inspirierten (www.rhs.org.uk/shows-events/rhs-chelsea-flower-show/exhibitors/gardens/The-M-G-Garden). Das Zentrum seines Gartens bildete ein verzierter achteckiger Brunnen, den eine Terrasse umgab. Aus vier Speiern plätscherte Wasser in das Brunnenbecken und floss dann über vier flache Rinnen in ein umlaufendes Reservoir, das die Terrasse einfasste. An dieses grenzten vier höher gelegenen, üppig bepflanzten Beete auf denen Quittenbäume als Schattenspender dienten. Das machte den Brunnen zu einem Ort der Entspannung. Man konnte sich auf seinem Rand setzen und sich ganz dem Sound des Wassers hingeben.
Luciano Giubbilei (www.rhs.org.uk/shows-events/rhs-chelsea-flower-show/exhibitors/gardens/The-Laurent-Perrier-Garden) stellte ebenfalls das Element Wasser in den Mittelpunkt seines Entwurfes. Zwei gradlinige Wasserläufe speisten ein großes quadratisches Becken, das stufenförmig abgesenkt war. Die sehr grafischen Formen wurden von den Beeten aufgelockert, auf denen hellgelbe Lupinen, blaue Wiesen-Iris, duftender Wald-Phlox und die zarten Ähren der Rasen-Schmiele Transparenz und Leichtigkeit verbreiteten. Der Garten war ein Zusammenspiel subtiler Geometrie, organischer Blattformen und hellen Blütenfarben. Belebt wurde dieser noch durch die Reflexe, die das Licht auf der Wasseroberfläche hervorrief. Dieses Jahr durfte sich der Italiener freuen. Seine moderne, alle Sinne ansprechende Gartenkomposition gewann die begehrte Auszeichnung „Best Show Garden in".
Die nächste Chelsea Flower Show findet im kommenden Jahr vom 20. bis 24 Mai statt.